06.09.2009 - Abstieg für Aufsteiger
Aufgetaucht aus den Tiefen einer langen Nacht, zeigten sich die Schulungsteilnehmer, eine bunte Truppe junger Leute, bei bester Laune, als sie sich am Eingang zum Bergwerk trafen. "Wir kommen jedes Jahr aus ganz Deutschland hier im Fuldaer Land zusammen, um uns zu treffen. Fulda liegt so schön zentral", so der Teamleiter. Doch zum ersten Mal unternahm die Gruppe einen Ausflug in die Thüringer Rhön nach Merkers, wo sie das WUNDERLAND-Programm "Abstieg für Aufsteiger" gebucht hatte.
"Wie heißt das hier?", fragte Bergmann Gunder Krieg, der die Gruppe in Empfang nahm und auf ihrem Trip unter Tage begleitete. "Erlebnisbergwerk", war die richtige Antwort. Schnell zeigte sich, dass der resolute "Gunder" diesen Auftrag wörtlich nahm und unter allen Umständen dazu aufgelegt war, seinen Gästen Erlebnisse zu bescheren. Dass diese Fahrt in die Welt des Salzbergbaus kein gewöhnlicher Ausflug war, merkten die Teilnehmer schnell. Allein das Umkleiden in Helm und Kittel, und das Einsammeln die Fahrmarken, die dazu dienen, dass keiner "im Berg bleibt" und vergessen wird, ließ die Aufregung steigen. Erster Höhepunkt war dann die Abfahrt mit dem Aufzug, der mit 30 km/h in die Tiefe rast und auf 500 Meter wippend zum Stehen kommt. Dann mussten die Teilnehmer eine Eisentreppe hinunter klettern, um durch zwei Eisentore in den Fuhrpark zu gelangen und einen offenen Lastwagen besteigen, in dem sie nun zu den Sehenswürdigkeiten im Bergwerk gefahren werden sollten.
Wie viel es in der absoluten Dunkelheit der Stollensysteme zu sehen gibt, hätte sich dabei keiner von den Teilnehmern vorher ausmalen können. Gunder zeigte, wie das Salzflöz im Berg liegt, alte Abbaumaschinen, die angestrahlt am Wegesrand aufgebaut waren, wie eine Sprengung vorbereitet und durchgeführt wird und er zeigte, wie schnell man von 500 Meter immer tiefer in den Berg hinein rasen kann. Das Gefühl Achterbahn zu fahren in einer stockdusteren Geisterbahn rief vor allem bei den weiblichen Fahrgästen immer wieder spitze Schreie hervor. Doch Gunder lachte. Er kennt sich aus. Er ist seit 37 Jahren in dem Bergwerk beschäftigt, früher in der Transportplanung heute in der "public relation", wie er selbst sagte. Selbst wenn man ihn in dem über 4.000 km langen Systemen von Gängen und Stollen auf der Fläche der Großstadt Köln aussetzen würde, würde er sicher nach Hause finden. "Euch würde das anders gehen, aber ich setzt euch ja auch nicht aus.... vielleicht", scherzte der Bergmann.
Doch nicht nur die Dimensionen des Tunnel- und Schachtanlagen faszinieren, auch die Temperaturverhältnisse: So nimmt die Hitze mit jedem Meter zu, den es weiter in die Tiefe geht. Am tiefsten Punkt im Bergwerk Merkers, auf über 1.200 Meter misst das Gestein über 40 Grad. Und auch in der Kristallgrotte, dem tiefsten Punkt unserer heutigen Tour fühlt man sich bei 28 Grad wie in einem Gewächshaus, nur dass hier keine Lianen und Palmen wachsen, sondern die größten Salzkristalle der Welt, ein optisches Erlebnis, das durch eine Lightshow noch zusätzlich in Szene gesetzt wird.
Die Kristallgrotte ist nicht die einzige Sensation der Grube Merkers: Das Museum, der riesige Veranstaltungssaal mit einer beeindruckenden Lasershow, Maschinen, in deren Schaufel die gesamte Gruppe Platz hatte, das tiefste Grafitti der Welt und nicht zuletzt der "Goldraum", in dem Hitler bei Kriegsende die Schätze der Deutschen Reichsbank und der Berliner Museen einlagern ließ und den Streitkräften der USA somit eine Entdeckung bescherte wie Ali Baba in der legendären Schatzhöhle, das alles sind Attraktionen, die den Namen "Erlebnisbergwerk" voll und ganz rechtfertigen. Doch wir wollen nicht zu viel verraten.
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